Heute am 7. Januar ist in Frankfurt die kleine Elisabeth zur Welt gekommen. Okay, nicht direkt heute, sondern am 7. Januar 1901. Kaum jemand kennt sie noch, was sehr schade ist. Und kaum jemandem wird ihr Lebenslauf etwas sagen. Denn Elisabeth war eine Frau, die anderen Frauen den Weg in die Politik geebnet hat. Sie hat ihnen als erste die Tür geöffnet, und niemand – kein Mann vor allen Dingen – konnte diese Tür nach ihr wieder zuschlagen. Kein Adenauer, kein Erhard, kein Kiesinger. Elisabeth Schwarzhaupt war die erste Ministerin der Bundesrepublik.
Einzige Frau in der Altherrenriege
Sie begleitet mich seit 2002 – wenn man das über eine tote Frau sagen kann, ohne dass es etwas seltsam klingt. Zu ihrem 100. Geburtstag hat die Hessische Landesregierung eine Biografie über die Frankfurterin verfassen lassen, und so las ich von ihr. Die erste Frau an einem Bonner Kabinettstisch – eine historische Person, keine Frage. Es zirkuliert die Anekdote, dass Konrad Adenauer seine Kabinettsmitglieder mit „Morgen, meine Herren“ begrüßt haben soll. Als Elisabeth Schwarzhaupt daraufhin den Finger hob und auf sich aufmerksam machen wollte, soll Adenauer nur gebrummt haben: „In diesem Kreis sind auch Sie ein Herr!“ Die Zeiten waren andere, damals. Damals konnte man in einem Akt zivilen Ungehorsams noch ein Dokument, sagen wir: korrigieren. In ihrem Bundestagsausweis hat Elisabeth Schwarzhaupt den Satz: „Der Inhaber ist Bundesminister für“ mit einem Kugelschreiber geändert in: „Inhaberin ist Bundesministerin“.
Ja, sie wusste sich durchzusetzen gegen die ganze Männerriege dort in Bonn. Sie arbeitete sich zur ersten stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Unionsfraktion hoch und erhielt damit das Recht auf den ersten Zugriff auf einen weiblichen Ministerposten. Wie sie sich im einzelnen positionierte, kann man bei Ursula Salentin und Drummer/Zwilling nachlesen – jedenfalls: Sie war ein Vorbild an Emanzipation und erhielt den Ruf ins Bundeskabinett 1961 zu Recht – auch wenn Adenauer sehr griesgrämig mit dieser Tatsache umging…
Vergessene Vorkämpferin
Ich muss dies einfach schreiben heute, muss an Elisabeth Schwarzhaupt erinnern. Weil es ja sonst kaum jemand tut. Die Feministinnen ignorieren sie, weil: falsches Parteibuch. Die SPD ignoriert sie und feiert stattdessen ihre Nachfolgerin im Amt, Käte Strobel. Die Frauen der CDU ignorieren sie, weil sie Quereinsteigerin in die Politik war und vielen wohl zu wenig „Stallgeruch“ hatte, wie einige Kommentatorinnen schrieben (auch wenn das ein selten dämliches Wort ist). Die Umweltgeschichtsschreibung ignoriert die erste de-faco-Umwelt- und Verbraucherschutzministerin ebenfalls zugunsten der Umweltpolitik der sozialliberalen Koalition von 1971. Und die Geschichtsschreibung selbst hat auch nur ein paar literarische Krümel für Elisabeth Schwarzhaupt übrig. Schade und ungerecht, das. Daher nerve ich eben, in dem ich immer wieder auf sie hinweise (auch wenn sie das falsche Parteibuch hatte ;-)).
Wenn Ihr mit mir diese Vorkämpferin der Frauenrechte feiern möchtet: Ich habe hier eine kurze Einführung für die Ausstellung des Historischen Museums Frankfurt geschrieben und hier einen etwas längeren Aufsatz in einem Sammelband des Frankfurter Instituts für Stadtgeschichte (Amazon-Affiliate-Link, kauft reichlich!! :-)).
Herzlichen Glückwunsch also, Ministerin Schwarzhaupt.