Nun sitzen wir alle daheim und warten. Warten auf das was kommt. Wir leben in den Tag hinein. Dieses fremdbestimmte Nichtstun birgt viele negative Folgen. Folgen auf die ich in den kommenden Blogbeiträgen in den nächsten Tagen eingehen werde.
Neben allen Sorgen um unsere somatische und psychische Gesundheit passiert gerade aber auch etwas besonderes: wir alle werden auf eine Input-Diät gesetzt. Plötzlich sitzen wir auf dem heimischen Sofa und denken nicht darüber nach was wir als nächstes tun könnten. Warum? Weil es kaum mehr etwas gibt. Positiv formuliert: wir können nichts verpassen.
Ich kenne das selber. Spätestens am Nachmittag eines jeden Freitags beginnen die Gedanken und der Austausch darüber, was man am Wochenende denn so unternehmen kann/soll/muss. Fällt einem selber nichts ein wird die entsprechende Literatur gewälzt oder im Internet recherchiert. Irgendwas muss sich doch finden lassen. Dann gilt es aus dem Überangebot das heraus zu filtern was man für besonders wertvoll erachtet. Immer in dem Wissen alles andere zu verpassen.
Dadurch entsteht Druck. Denn selbst wer nichts macht und mal ausgiebig relaxt kann irgendwann mit der Sorge konfrontiert werden vielleicht doch etwas zu verpassen. So richtig frei wird der Kopf nie.
Meine Kinder sind große Fans der „Sendung mit der Maus“. Hier tritt immer wieder Alexander Gerst, der deutsche Astronaut und ehemalige ISS-Kommandant auf und meine Kinder bewundern ihn sehr. Deshalb habe ich bereits vor einigen Tagen das Bild bemüht und ihnen erklärt, dass wir in den kommenden Wochen auch auf einer Weltraummission sind und unser Zuhause unsere Raumstation ist – mit allen Vor- und Nachteilen.
Und so sitzen wir alle zur Zeit in unserer ganz persönlichen ISS und vermissen wenig, weil wir ja wissen, dass wir nicht alleine sind. Wir sitzen alle in einem Boot indem wir in unterschiedlichen Booten sitzen. Es gibt nichts was wir verpassen können. Kein Event geht an uns vorbei, keine Party vermisst uns. Es ist gut so wie es ist.
Nein, gut ist momentan nun wirklich nicht alles. Jedoch versteckt sich in den kommenden Wochen die Chance das zu tun wovon viele Menschen schon seit langer Zeit träumen – entschleunigen. Und das nicht im Sinne von Feelgood-Wellness-Entschleunigung mit Hilfe externer Angebote, sondern durch echte Ruhe, echte Zeit für sich selber. Langeweile kann heilsam sein, wenn man sie lernt zu genießen.
Ich habe mir fest vorgenommen in den kommenden Wochen ein zufriedener Langweiler zu werden und es auch zu bleiben.