Ein beliebiges Vier-Sterne-Business-Hotel in einer deutschen Möchtegerngroßstadt. 7 Uhr morgens. Der nette Speisesaal füllt sich rasant mit hungrigen Menschen. Manche solo, manche zu zweit, manche in Gruppen. Alle alleine.

Von Entspannung keine Spur. Warum? Hier ist Business angesagt und das muss man zeigen. Es ist quasi verboten sich wohl zu fühlen. Immerhin zahlt die Firma. Und die zahlt nicht für Spaß.

So füllt sich der Saal mit Menschen in hübschen Businessoutfits. Klamotten, die noch keinen Zweck erfüllen, aber bereits am Körper ihrer Träger saugen und nagen und sagen: Benimm Dich, hier ist die Bühne auf der Du bestehen musst.

Nun sitzen sie. Die Fresser, die Aufstapler, die Obstesser, die Müslimanufakteure, die Leberwurstliebhaber und die „ich hab keinen Hunger“-Haber. Ich persönlich zähle mich zu den nicht-Frühstückern und verstaue meine Brötchen in den eigens dafür angeschafften Brottüten.

Es gibt Gespräche, Menschen tauschen sich aus. Nichts davon übersteigt die emotionale Wucht einer Nachmittags-Telenovela. Emotionen auf Sparflamme. Die Businessklamotte unterdrückt alles menschliche.

Ich sehe Leichen. Nicht im herkömmlichen Sinne. Vielmehr Menschen die sich selber zugestehen nicht zu existieren. Zumindest für den Zeitraum in dem sie „Business machen“. Menschen die Menschlichkeit außen vor lassen. Früher entstand Uniformität durch Uniformen. Heute auch. Man gesteht es sich nur nicht mehr ein.

Ich verlasse den Raum. Für einen Moment bin ich der Mittelpunkt des Geschehens. So in meinem Jogginganzug und den Crocs in froschfotzengrün. Ich gehe auf mein Zimmer und ziehe die Uniform an.

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