BUUUM!
Mit einem harten Wumms schlägt sie auf den Asphalt. Aua. Gabriela steht auf und schüttelt sich den Staub ab. Sie streckt sich, alles tut irgendwie weh. Sie dehnt ihre Arme, ihre Beine, streckt den Hals und die Flügel. Alles scheint zu funktionieren. Trotzdem. Der harte Aufprall hätte nicht sein müssen.
Sie schaut sich um. Dunkel ist es und nasskalt. Es scheinen nur wenige Lichter auf den spiegelnden Straßenbelag. Und richtig angezogen ist sie auch nicht. Zwar ist ihr weißes Kleid, aus feinsten Boteneinhornschwanzhaarfasern, unglaublich weich und anschmiegsam, es hilft aber null gegen die herrschende Kälte.
Wo soll sie hin? Es ist dunkel, kalt und menschenleer. Doof. Egal! Einfach los. Das hilft wenigstens gegen die kalt-steifen Glieder.
Je weiter sie geht, desto heller wird es. An den Häusern hängen zunehmend Lichter. Manche zeigen Fernseher, andere anderes. Schön sieht das aus, findet Gabriela, viel freundlicher. Los ist aber trotzdem nichts. Sie weiß, dass es hier unten üblich ist, dass es manchmal hell und manchmal dunkel ist. Nicht überall, auf der anderen Weltseite ist es jetzt gerade hell. Und wenn es dunkel ist gehen die Menschen schlafen. Sie schlafen, damit sie wieder fit werden und damit sie sich ausruhen können.
Es dauert also noch einige Stunden, bis die Menschen wieder auf die Straße kommen und sie muss jetzt erstmal was gescheites zum Anziehen finden. Scheiß Kälte.
Hier, bei all den Lichtern, gibt es auch immer mehr Häuser mit Fenstern im Erdgeschoss. Hinter diesen Fenstern liegen Sachen die man kaufen kann. Dort, wo sie vorhin gelandet ist, war das anders. Da gab es nur Wohnhäuser.
Gabriela geht in einen der Läden. Für sie kein Problem, denn das Konzept von harter und weicher Materie spielt für sie keine Rolle. Wenn sie ganz ehrlich ist, hat sie es auch noch nie so richtig verstanden.
Schöne Sachen hängen hier auf den Ständern. Kleider und Röcke, vieles in Weiß. Dazu gibt´s eine Menge Kopfbedeckungen mit Vorhängen. Alles schön, aber nichts gegen die Kälte. Da kann sie ihre Sachen auch gleich anlassen.
Also weiter. Die nächsten Läden haben auch schöne Sachen. Allerdings nicht zu anziehen. Ein Laden verkauft muskulöse Minimenschen und kleine Frauen in kleinen Autos ohne Dach.
Aber hier… Gabriela wäre fast vorbeigelaufen, denn zuerst hatte sie nur die großen Metalldinger mit zwei Rädern gesehen. In dem Laden gibt´s aber auch Anziehsachen. Und die sehen super warm und bequem aus. Gut, sie sind alle schwarz, sind viel unweicher als ihr Kleid. Aber, mal was anderes.
Wo ist eine Schere? Schnell hat sie eine gefunden und passende Öffnungen in die Rückenteile geschnitten. Passt. Super.
Weiter gehts… Stopp! Fast wäre Gabriela einfach weitergezogen. Da erinnert sie sich an die Regel, die sie für ihren Besuch hier gelernt hat: Bei den Menschen ist fast nichts umsonst. Sie guckt auf den Preis für ihre Motorradklamotten, greift in ihre Hosentasche und nimmt den exakt passenden Betrag hinaus. Sie legt das Geld auf die Theke, noch ein bisschen Schwebeglitzer darüber. Jetzt kann sie gehen.
Gabriela tritt wieder auf die Straße. Die Luft ist kalt, es ist ruhig und ihr ist nun gar nicht mehr kalt.
Dies ist der Anfang der Geschichte von Gabriela. Gabriela ist ein Engel und wurde auf die Welt geschickt, um mit den Menschen über Weihnachten zu sprechen. Die Verantwortlichen im Himmel sind sich nicht mehr so sicher, ob den Menschen Weihnachten überhaupt noch etwas bedeutet und ob es nicht Zeit ist, Weihnachten an die modernen Bedürfnisse der Menschen anzupassen. Weihnachten 2.0 sozusagen.
Deshalb ist Gabriela nun hier und sie hat 24 Tage Zeit eine Lösung zu finden.